2007

Neubau Montagezentrum Fa. ESTA

Das neue Montagezentrum der Firma ESTA sollte den innovativen Arbeitsansatz der Firma ESTA widerspiegeln. Es sollte kommunikativ und offen sein, integrativ Entwicklung, Produktion und Montage verzahnen und komplett mit regenerativer Energie beheizt und gekühlt werden. Das Nutzungskonzept sieht für das Erdgeschoss die Großgerätemontage vor, eine umlaufende Stahlbetongalerie ermöglicht Einblicke in die Montage und dient gleichzeitig als Ausstellungsfläche. Das zentrale Atrium der darüber liegenden vier Geschosse ist der kommunikative Mittelpunkt der Firma. Im 1. OG befindet sich die Kleingerätemontage, die Geschosse 2. OG bis 4. OG werden von der Verwaltung und der Konstruktionsabteilung genutzt, die Büroflächen sind zu beiden Seiten des Atriums angeordnet.

Konstruktion

Erschwerend für die Umsetzung des Bauvorhabens war die Beschaffenheit des Baugrundes. Das neue Montagezentrum gründet auf einem bestehenden Kellergeschoss. Die Auflast aus dem Gebäude musste daher so gering wie möglich gehalten werden, so dass als Baustoff somit nur Stahl in Frage kam. Eine weitere Einschränkung resultiert aus der Nutzung im Erdgeschoss. Die Montage der Großgeräte sollte stützenfrei sein. Fachwerkträger spannen über 17,95m zwischen den vier Hauptstützen, auf welchen das gesamte Gebäude ablastet. Zur Horizontalaussteifung bindet die Galerie, die sich als Stahlbetonaufkantung aus dem Außenbelag entwickelt, an Hauptstützen und Fachwerkträger an. Die vier Obergeschosse sind als Verbundkonstruktion von Stahl-Vierendeelträgern und Sichtbetondecken ausgebildet, die zusätzlich durch Verbände ausgesteift werden. Bei der Gestaltung der stark biegebeanspruchten Stahlknoten konnte eine reduzierte und hocheffiziente Lösung realisiert werden.

Für die Fassade kam ein neu entwickeltes Isolierglas der Fa. Trösch zum Einsatz, das erstmals bei 70-prozentiger Lichttransmission einen g-Wert von nur 36% erreicht. Mit der Gestaltung des 40-prozentigen Siebdrucks als über das gesamte Gebäude laufendes Netz, das sich zu den Geschossdecken verdichtet und zur Fenstermitte beinahe vollständig auflöst, konnte für den Nutzer maximale Transparenz erreicht werden.

Brandschutzkonzept

Auch beim Brandschutzkonzept konnte ein innovativer Weg beschritten werden. Dem Wunsch des Bauherren nach einem offenen, hoch transparenten Gebäude entsprechend, wurden die notwendigen Fluchttreppenhäuser vollständig verglast ausgeführt. Zwei grundlegende Maßnahmen haben hierzu beigetragen: Zum einen eine flächige Sprinklerung des gesamten Neubaus, zum anderen konnte entsprechend dem Brandschutzkonzept statt der sonst üblichen G30-Verglasung eine VSG-Verglasung mit Seitenwandsprinklerung eingebaut werden. Eine weitere Voraussetzung für die Konstruktion in Stahl war, dass Zu- und Abluftflächen in Fassade und Innenhof eine hinreichende Entrauchung des Montagezentrums garantieren.

Energiekonzept

Für das Energiekonzept wurde ein Ansatz gewählt, der vollständig auf regenerativen Energien aufbaut. Mittels Wärmepumpen wird das Grundwasser zur Gebäudewärmung herangezogen. Die dafür erforderliche elektrische Energie liefert ein Rapsöl-BHKW sowie die Solaranlage auf dem Dach des Montagezentrums. Mittels Bauteilaktivierung werden die Geschossdecken des Neubaus als Flächenelemente im Winter zur Heizung und im Sommer zur Kühlung herangezogen. Flankiert wird dieses relativ träge reagierende Element des Klimakonzeptes durch Kühlsegel in den Deckenrandfeldern, die nach Bedarf unterstützend zur Gebäudetemperierung hinzugezogen werden können. Eine mechanische Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung garantiert den erforderlichen Luftwechsel und die Behaglichkeit der Arbeitsplätze entlang der Fassade.

 
Projekttyp:
Verwaltungsgebäude

Bauherr:
ESTA Apparatebau GmbH

Bausumme (KG 300+400):
ca. 7,2 Mio EUR

Integration von Verwaltung und Montage unter einer Hülle.Tragkonstruktion vollständig in Stahl durch innovatives Brandschutzkonzept. Vollständig regenerative Energieversorgung durch Rapsöl Blockheizkraftwerk, Grundwasserwärmepumpen, Photovoltaik.

Ausgezeichnet mit dem Deutschen Solarpreis 2007

Auszeichnung im Preis des Deutschen Stahlbaues 2008

Prämierung im Thomas-Wechs-Preis 2008
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BGF:
3600 qm

BRI:
16.000 cbm

Projektzeit:
2005-2007

Planungsleistungen:
Generalplaner LP 1-8 HOAI

Architektur und Gesamtplanung:
Gerken Architekten+Ingenieure
Entwurfsbegleitung und Beratung:
Dirk Henning Braun

Fotograf:
Martin Duckek